Stuttgart/Schluchsee (dpa/lsw/LJV)
Ein Wolfswelpe ist im Schwarzwald in eine Fotofalle getappt. Das Umweltministerium teilte am Dienstag mit, dass eine Wildkamera der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) das Jungtier Ende Juli fotografierte.
Unterwegs war es demnach bei der Gemeinde Schluchsee (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald). Einer Sprecherin der FVA zufolge ist es das erste Foto eines Wolfswelpen in Baden-Württemberg. Nachgewiesen hatte die FVA das Rudel bereits im Juni, ein Foto von einem Jungtier gab es aber noch nicht.
Weder das Geschlecht noch das genaue Alter des Welpen kann laut Mitteilung anhand der Bilder festgestellt werden. Auf dem Foto folgt er einem erwachsenen Wolf. Dabei handele es sich wahrscheinlich um den territorialen Rüden mit dem Codenamen GW 1129m. Ob es weitere Welpen gibt, lasse sich nur mit Nachweisen in den kommenden Monaten zeigen. Eine Fähe wirft dem Ministerium zufolge im Durchschnitt vier bis sechs Wolfswelpen.
Bereits im Juni hatte die FVA eine Wölfin mit einem «Gesäuge» mit der Wildkamera fotografiert. Mit «Gesäuge» werden üblicherweise die Milchdrüsen eines weiblichen Wildtiers beschrieben. Aufgrund der Aufnahme waren Experten damals davon überzeugt, dass sich die Wölfe vermehrten.
«Die Landesregierung muss auf die erste Rudelbildung im Land reagieren», sagte Klaus Hoher, naturschutzpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion am Dienstag. Er forderte, die Förderung von Herdenschutzmaßnahmen auszuweiten und ein Wolfsmanagement, das der aktuellen Entwicklung gerecht werde.
Markus Rösler, naturschutzpolitischer Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, sagte: «Baden-Württemberg ist bereits das zehnte Bundesland, in dem sich Wölfe vermehren. Daher existiert inzwischen viel Erfahrung im Umgang mit den Tieren.» Die Grünen seien für eine Unterstützung der Weidetierhalter, wenn es darum gehe, Zäune zu kaufen oder zu bauen, Herdenschutzhunde anzuschaffen oder Entschädigungen für Risse zu erhalten.
Ein Wolfsrudel sei «höchst problematisch» - es herrsche nun «Alarmstufe Dunkelrot», hatte Agrarminister Peter Hauk (CDU) im Juni gesagt. Die Entwicklung hänge nun vom Umgang mit Problemwölfen ab, die demnach auch ausgewachsene Rinder angreifen. Herdenschutz allein reiche nicht mehr aus. «Niemand will den Wolf mehr ausrotten. Die Wölfe, die mehrfach übergriffig werden, müssen entnommen und bejagt werden», forderte er damals.
Die Position des Landesjagdverbandes zum Wolf ist unverändert, dass die Landesregierung den Wolf dem Jagd- und Wildtiermanagementgesetz (JWMG) unterstellen muss, damit ein sinnvolles ganzheitliches Wildtiermanagement gewährleistet ist. „Die wolfsabweisende Einzäunung von Weidetieren, kombiniert mit dem wirtschaftlichen Ausgleich von Verlusten, kann nicht die einzige Strategie gegen Wolfsübergriffe sein. Schadensstiftende Wölfe müssen rechtssicher und im Rahmen des JWMG entnommen werden können. Die Anpassung des Managements an das Populationswachstum muss schnellstmöglich erfolgen“, so Hans-Jürgen Schneider vom Präsidium des LJV.