Im Oktober beginnt die Zeit der Bewegungsjagden. Mit Blick auf das ASP-infizierte Stück Schwarzwild im Rhein-Neckar-Kreis ist nun die intensive Bejagung auf unser Schwarzwild das Gebot der Stunde. Während in der Sperrzone II (Kernzone) die Jagd vorerst komplett ruht, wird die kommende Drückjagdsaison in der Sperrzone I (Pufferzone) nun dazu genutzt, den Schwarzwildbestand auch in Form von Bewegungsjagden zu reduzieren. Dort ist das Risiko jedoch besonders hoch, dass eine eventuell mit dem ASP-Virus infizierte Sau aufgemüdet und das Infektionsgeschehen angeheizt wird. Mit strategisch geplanten Bewegungsjagden kann genau das verhindert werden.
Seuchenprävention vs. Beunruhigung:
So funktioniert die Drückjagd in Sperrzone I
Es ist sinnvoll, sich bereits jetzt Gedanken um eine Umstrukturierung der Bewegungsjagden zu machen, besonders dann, wenn sich ein Revier innerhalb der Pufferzone befindet. Die oberste Regel einer Drückjagdplanung zur Seucheneindämmung muss es sein, eine großflächige Beunruhigung – und somit das weite Versprengen der Sauen – zu vermeiden. Aus diesem Grund sollte man eher kleinflächige Jagden mit kleinen Jagdgesellschaften planen und möglichst auf revierübergreifende Drückjagden verzichten. Im Trieb empfiehlt es sich, kurzjagende Hunde einzusetzen, die das Wild anjagen und früh zu ihrem Führer zurückkehren.
Der Versorgung der Strecke kommt eine besonders wichtige Rolle zu. Nachfolgend zeigen wir Ihnen Biosicherheitsmaßnahmen auf, die bei sachgemäßer Anwendung zu einer Minimierung der Seuchenverschleppung beitragen können:
Jeder Anschuss sowie der Ort des Verladens auf das Bergefahrzeug sollte, mittels GPS verortet, markiert werden. Wird das Stück mit einer eindeutigen Wildmarkennummer den Daten zugeordnet, kann bei einem etwaigen positiven Befund entsprechend gehandelt werden und durch Schweiß potentiell kontaminiertes Erdreich desinfiziert bzw. abgetragen. Nur so kann die Viruslast gegen Null gebracht werden, was für die Tilgung dieser Seuche extrem wichtig ist.
Die Schützen selbst haben im besten Fall keinen Kontakt mit dem erlegten Wild, das übernehmen die Berge- und Aufbrechteams. Das Bergeteam besteht aus revierkundigen Jägern, die nicht nur wissen, wo die Schützenstände sind, die erlegtes Wild melden, sondern auch, wie die von den Anstellern erklärten und auf den Standkarten beschriebenen Sicherheitszonen verlaufen. Idealerweise arbeiten die Teams mit geländegängigen Fahrzeugen oder Bergeschlitten. Die Schützen müssen vorab informiert werden, wie sie von den Bergeteams angelaufen werden – besonders, wenn während der Drückjagd Bergepausen vorgesehen sind. Die Teams müssen die Stücke auf festgelegten Routen so sauber und so direkt wie möglich bergen und abtransportieren.
Der Transport des Wildes erfolgt mittels einer geschlossenen Wanne. Durch Wildtransport unfreiwillig gelegte Schweissfährten quer durch das Revier sind tunlichst zu verhindern. Der Aufbrechplatz befindet sich an einem Ort, den man reinigen und desinfizieren kann. Das Aufbrechteam besteht aus schnell, aber sauber und gewissenhaft arbeitenden Personen, die geschulte Unterstützung haben für das Entnehmen der Trichinen- und Blutproben. Eine eindeutige Zuordnung der Proben zu den Stücken ist unerlässlich.
Dass sämtliches Gescheide vom Schwarzwild, später auch Schwarten und Knochen über die eingerichteten Konfiskatstellen zu entsorgen sind, erklärt sich von selbst und ist gesetzlich auch so vorgeschrieben. Inzwischen hat es sich auch durchgesetzt, Strecken nur symbolisch zu legen. In ASP-gefährdeten Gebieten sollte dies außer Diskussion stehen.
Wer auf kleiner Fläche mit kleinen Trieben und kurzjagenden Hunden jagt, Bergeteams nach Hahn in Ruh – oder nach vorgegebenen Pausen – in die Fläche schickt und eine Rückverfolgung ermöglicht, trägt in dieser Drückjagdsaison entscheidend zur Eindämmung der Afrikanischen Schweinepest in Baden-Württemberg bei.
Tatsächlich hilft diese Art der Bewegungsjagd nicht nur bei der Seuchenprävention, sondern kann auch zu effizienteren Jagden bei gleichzeitig gesteigerter Wildbretqualität führen. Ausgenommen von den Biosicherheitsmaßnahmen, die jetzt in der Pufferzone anzuwenden sind, kann es auch nach erfolgreicher Abwendung der ASP sinnvoll sein, im Sinne der Wildbretqualität ein Umdenken herbeizuführen und an den beschriebenen Maßnahmen, zumindest den Teil der Bergung und Streckenversorgung angehend, festzuhalten.
Für manch einen Leser wird dieses „Umstrukturieren“, dieses Umdenken und Ändern der Abläufe der klassischen Drückjagd beinahe schon ein Bruch mit etablierten Traditionen darstellen. Sicherlich wird dies auch mit mehr Aufwand für den Jagdleiter und seine Heferinnen und Helfer sein. Wäre es aber nicht sinnvoll, nicht nur im Sinne der ASP-Prävention, sondern auch zur Erzeugung eines hochwertigen Lebensmittels unsere geliebte Art der Bewegungsjagd weiterzuentwickeln?
Eine besondere Schwierigkeit in der Umsetzung wird besonders jenseits der ASP darin liegen, die Brücke zwischen den von uns als Zusammenkunft geliebten „Gesellschafts“-Jagden und der effektiven und tierschutzgerechten Bewegungsjagd zur Erzeugung eines hochwertigen Lebensmittels zu schlagen. Hierzu bedarf es Offenheit und den Willen, sein eigenes Denken und Handeln zu beleuchten und eventuell anzupassen. Wenn man einige Zeit nach dem großen Tag im eigenen Revier stolz auf saubere Päckchen mit hervorragendem Wildbret in der Kühlung blicken kann, entlohnt das für Vieles!
Vorbereitungen für die Vermarktung der Strecke
In diesem Jahr können wir voraussichtlich wieder mit größeren Schwarzwildstrecken auf den Drückjagden rechnen als im letzten und vorletzten Jahr. Pächterinnen und Pächter sind gut beraten, bereits jetzt das Interesse bei ihrer Stammkundschaft abzufragen und Listen anzulegen. Bewährt haben sich Excel-Tabellen, die ein Versand von Mailings an den eigenen Kundenkreis erleichtern. Bietet man seinen Kunden einen Sonderpreis bei Vorbestellung des Weihnachtsbratens oder beispielsweise einen Paketpreis für die Abnahme von mehreren Teilstücken an, wird das den Stress, der bei der Vermarktung der Jagdstrecke entsteht, deutlich mindern. Dass den Schützen die Abnahme der erlegten Stücke, direkt von der Strecke, ermöglicht wird, ist eigentlich in den meisten Revieren Usus.
Wer einen guten Metzger mit den entsprechenden Möglichkeiten der Weiterverarbeitung zur Hand hat, kann sich nicht nur sein eigenes Wild veredeln lassen. Bietet der Jagdleiter seinen Gästen gleich vorweg die Möglichkeit, das erlegte Wild fertig zerwirkt, verpackt oder gar veredelt zu Wurstwaren und anderen Leckereien ein paar Tage später zu erhalten, wird dies sicherlich gerne angenommen.
Samuel Golter (LJV)
HINWEISE ZU DEN BIOSICHERHEITSMASSNAHMEN
Der finale Leitfaden für Biosicherheitsmaßnahmen zum Schutz gegen eine Verbreitung der ASP wird gemeinsam mit Forst BW entwickelt und befindet sich aktuell noch in Abstimmung.