(Stuttgart, 14. April 2025) Ein Lichtblick für die Artenvielfalt: Die Zahl der Feldhasen steigt weiter an. In Baden-Württemberg wird bereits seit 1997 die Hasenpopulation durch nächtliche Stichprobenzählungen erfasst. Sowohl im Frühjahr als auch im Herbst arbeiten engagierte Jägerinnen und Jäger ehrenamtlich in aktuell über 163 Zählrevieren. Die Wildforschungsstelle des Landes (WFS) hat nun die Auswertung der Erfassungen vorgelegt. Für das Frühjahr 2024 wurde landesweit eine durchschnittliche Zahl von 20 Feldhasen pro Quadratkilometer Offenlandfläche ermittelt. Diese Zahl liegt knapp über dem für ganz Deutschland durch das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) ermittelten Wert von 19 Feldhasen pro Quadratkilometer. Im Land sind die meisten Feldhasen in der badischen Rheinebene sowie im Donau-Iller-Lech-Raum zu finden. Die niedrigsten Hasenzahlen liegen im Hochrheingebiet und im oberschwäbischen Hügel- und Moorland.
Die erfreuliche Nachricht des Frühjahres wurde leider ein wenig getrübt. Im Jahr 2024 war der Fortpflanzungserfolg gemessen an der Hasendichte im Herbst (19 Hasen/qkm) nicht ganz so hoch wie im Vorjahr (22 Hasen/qkm). Für Feldhasennachwuchs ist nasskalte Witterung in den ersten zwei Lebenswochen verheerend. So liegt der Schluss nahe, dass die niederschlagsreichen Perioden in Frühjahr und Sommer 2024 vielen Junghasen das Leben gekostet haben.
Das einstige Allerweltstier der Feldflur ist jahrzehntelang seltener geworden, die Daten der Wildforschungsstelle dokumentieren jedoch einen Anstieg der Population seit den niedrigen Werten der Jahre 2009 bis 2012. Die Hasenpopulationen unterliegen aufgrund der Witterung oder möglichen Krankheitsgeschehen immer auch jährlichen wie regionalen Schwankungen.
Den derzeit generell positiven Trend bei den Feldhasen schreibt der Landesjagdverband Baden-Württemberg (LJV) verschiedenen Ursachen zu. Höhere, klimawandelbedingte Durchschnittstemperaturen können zu einem besseren Fortpflanzungserfolg und positiven Bestandstrend führen. „Dieser Trend muss aber nicht zwingend anhalten, etwa wenn im Zuge des Klimawandels auch Extremwetter-Ereignisse zunehmen. Durch lange Dürreperioden kann sich beispielsweise die Nahrungsqualität verschlechtern oder durch Starkregen der Fortpflanzungserfolg gefährdet sein“, betont René Greiner, Hauptgeschäftsführer des LJV. Ebenso beeinflussen die Maßnahmen der Jägerinnen und Jäger Baden-Württembergs durch die Verbesserung der Lebensräume und die flankierende Reduzierung der zahlreichen Fressfeinde wie Fuchs, Marder und Rabenkrähe die Entwicklung des Feldhasen positiv. Die regional sehr gute Akzeptanz von gezielten Agrarumweltmaßnahmen durch Landwirtinnen und Landwirte ist unabdingbar und trägt maßgeblich zur Verbesserung der Lebensräume bei. Ohne solche ausgleichenden Maßnahmen der Agrarförderung ist der Rückgang vieler Feldbewohner nicht aufzuhalten. Dieser Kombination von günstiger Witterung, besserem Lebensraum und geringeren Verlusten durch Fressfeinde ist es zu verdanken, dass sich die Feldhasen derzeit auf breiter Fläche erholt haben.
Feldhasen sind wichtige Stellvertreter für die Lebensraumbedingungen in der Agrarlandschaft. Die Intensivierung und Maschinisierung der Landwirtschaft, die Flächenversiegelung sowie der zunehmende Straßenverkehr haben ihre Lebensräume verschlechtert. Hinzu kommen Krankheiten und eine große Anzahl von Fressfeinden, die in ihrem Bestand zugenommen haben. Als ursprünglicher Steppenbewohner benötigt der Feldhase eine strukturreiche Offenlandfläche aus Brachen, Altgras, Feldrainen und Niederhecken. Besonders Biotope mit unterschiedlichen Wildkräutern sind essentiell als Futtergrundlage. Die sogenannte „Hasenapotheke“ umfasst mehrere Dutzend Wildpflanzen wie Baldrian, Löwenzahn oder Wilde Möhre und sorgt dafür, dass der Hasennachwuchs gesund bleibt und mit ausreichend Energie versorgt wird.